Keine Alten Muster – Die neuen resilienten Supply Chains

Für die Logistik besteht jetzt die beste Chance, branchenübergreifend das positive Momentum aus stürmischen Zeiten mit in ruhigeres Fahrwasser zu nehmen. Sylvia Völker navigiert die Lieferketten-Community inklusive 4 praxiserprobten Expert-Tipps.

Die letzten beiden Jahre haben vor Augen geführt, wie schnell internationale Lieferketten aus dem Takt kommen können. Bestehende Prozesse waren innerhalb kürzester Zeit obsolet, Lieferengpässe bei Rohstoffen, die Halbleiterkrise, Containerausfälle nebst Knappheit in der Seefracht, enorme Preissteigerungen quer über allen Bereichen: Die gesamte Supply Chain Community wurde in noch nie da gewesenem Maße vor extreme Herausforderungen gestellt. Sylvia Völker, Geschäftsführerin von Sylvia Völker Consult, über Beobachtungen, Trends und Entwicklungen, die die Grenzen eines Sektors durchaus sprengen.

Risikoärmer trifft chancenreicher

Zwar rückte die Bedeutung der Supply Chains stärker ins allgemeine Bewusstsein, Unternehmen waren dennoch gezwungen, operativ innovative Lösungen zu finden. Denn zum absoluten Digitalisierungsschub plus den Trend für mehr Transparenz nahmen die veränderten Rahmenbedingungen außerdem Einfluss auf das Kaufverhalten. Der Online-Handel hat dazu im Lebensmittelbereich einen wahren Boom erfahren, obwohl die Versorgungssicherheit nie infrage stand. „Schneller, schneller, schneller“ blieb für Kunden auch während der generellen Verlangsamung bei der Beschaffung ein Muss. Ein Umstand, der den Druck auf Unternehmen zusätzlich erhöhte. „Ich erinnere mich hier gerne an die Worte des Amazon-Gründers Jeff Bezos. Macht man einen Kunden in der physischen Welt unglücklich, erzählt er im Schnitt sechs Freunden davon. Im Netz erzählt er 6.000 Freunden gleichzeitig davon“, so Sylvia Völker. Die Erweiterung des Lieferantennetzes plus risikoärmere Lösungen wie Dual Sourcing außerdem die Optimierung der Bedarfsprognose inklusive Planung rückten zunehmend in den Fokus.

Die Expert-Tipps

Nachhaltig resiliente Supply Chain Strategien benötigen ein professionelles, durchdachtes Vorgehen. Lediglich kurzfristig Lagerstände aufzustocken reicht hier nicht aus, wie die Tipps der Beratungsexpertin verdeutlichen:

Sylvia Völker
Sylvia Völker
  1. Das Tun
    Oberste Prämisse ist zunächst generell ins Tun zu kommen und gewachsene Prozesse proaktiv überdenken. Denn nur mit einer umfänglichen Anpassung vorhandener Abläufe kann die Supply Chain Abwicklung widerstandsfähiger gestaltet werden.
  2. Die Daten
    Mit geänderten Beschaffungsstrategien nebst Digitalisierungshype ist das Verstehen von Daten samt deren fehlerfreies Handling über diverse Schnittstellen absolut essenziell geworden. Fehlerhafte Werte sind nicht nur kosten- und personalintensiv, mangelnde Qualität kann durchaus auch Fehlentscheidungen herbeiführen. Das Wissen, welchen Impact Daten haben, wie sie eingespeist nebst verändert werden plus welche Algorithmen wirken, ist die Basis für die resiliente Steuerung von Lieferketten.
  3. Die Menschen
    Keine Transformation gelingt ohne die Menschen, die sie tragen. Die Arbeitswelt ist im Wandel, so auch die Erwartungen der jungen Generation an Arbeitgeber: Flexibilität statt Arbeitsplatzsicherheit, Wertschätzung nebst Vertrauen ferner Weiterbildungsmöglichkeiten statt rein monetären Anreizen. Beispielsweise sollte die fachliche Grundausbildung klassischer Berufsbilder des Lagers oder der Transportlogistik unbedingt mit digitalen Inhalten angereichert werden. Unternehmen sollten sich mit diesen neuen Werten klar auseinandersetzen, um Fachkräfte zu binden und dem enormen Wissensverlust aufgrund höherer Fluktuation entgegenzuwirken. Nur durch das Zusammenspiel von Unternehmensführung sowie Ausbildung und Recruiting können junge Menschen für die Supply Chain gewonnen werden.
  4. Die Nachhaltigkeit
    Nachhaltiges Handeln wird generell immer wesentlicher. Kritische Fragen plus große Themen wie herausfordernde CO2-Ziele oder alternative Verkehrs- und Energieträger beschäftigen die Fachkräfte der Logistik intensiv. Es empfiehlt sich, diese Handlungsfelder aber auch das geplante Lieferkettengesetz besser früher als später zu bearbeiten.

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