KI verändert nicht nur die digitale Transformation, sondern ganze Organisationen umfassend. Gerald Reiner über den möglichen Nutzen lernender Systeme und symbolischer KI sowie Gleichgewicht zwischen Chancenoffenheit und Nutzenabwägung.
Lange Zeit diente Informationstechnologie primär dazu, bestehende Abläufe zu optimieren und Prozesse effizienter zu gestalten. Heute rückt zunehmend ins Bewusstsein, dass Tools und Technologien im Kontext von KI nicht nur die Abwicklung der Geschäftstätigkeit neu ausrichten, sondern auch Organisationen sowie deren Kultur grundlegend verändern. Gerald Reiner, Vorstand am Institut für Produktionsmanagement an der Wirtschaftsuniversität Wien, mit einem aktuellen Einblick in die Chancen und Risiken.

Lernen, denken, unterstützen
KI ist enorm vielschichtig, wodurch sie in unterschiedlichen Bereichen der Industrie unterstützend eingesetzt werden kann. Sie umfasst verschiedene Ansätze, die abhängig von den jeweiligen Anwendungsfällen zum Einsatz kommen können. Lernende Systeme beispielsweise unterstützen bei der Analyse großer Datenmengen oder beim Erkennen von Mustern, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zur Verfügung zu stellen. Symbolische KI konzentriert sich auf die Identifizierung, Formalisierung und Kodifizierung der Logik und Regeln, die der menschlichen Intelligenz zugrunde liegen. Lernende Modelle und Deep-Learning-Ansätze können beispielsweise Prognoseverfahren verbessern oder auch bei der Lieferantenauswahl, der Vertragsgestaltung oder der automatisierten Bestell- und Zahlungsabwicklung unterstützen. Im Projektmanagement oder in Consultingprojekten können KI-Tools dokumentieren, strukturieren und Best Practices zugänglich machen.
Aus Prinzip Mensch
Österreich als Industriestandort, der durch eine Klein- und Mittelbetriebsstruktur geprägt ist, kann besonders attraktive Chancen aus der KI-Technologie ziehen. Denn lernen Klein- und Mittelbetriebe KI sinnstiftend einzusetzen, lassen sich größenbedingte Wettbewerbsnachteile kompensieren. Die Technologie eröffnet zum einen den Zugriff auf eine noch nie da gewesene Menge an relevanten Informationen. KI-gestützte Wissensmanagementsysteme ermöglichen es zudem Unternehmen mit kleineren Teams in einem geschützten Umfeld Know-how zu sichern, zugänglich zu machen und zu teilen. Zu bedenken bleibt dabei immer die People Centricity. Haben bisher digitale Tools prozessübergreifende Unterstützung für Menschen geboten, so sind es zunehmend KI-basierte autonome Anwendungen, die Entscheidungsfindung automatisieren. Entscheidend bleibt daher weiterhin die grundlegende Qualifikation der Mitarbeitenden, um KI-Methoden sinnvoll einsetzen, Ergebnisse fundiert beurteilen sowie damit das Vertrauen in die Systeme wahren zu können.
Fürchte dich nicht…
…sondern erkenne KI als Chance für die Industrie, rät Gerald Reiner. Es gilt, Chancenoffenheit und Nutzenabwägung in Balance zu halten – immer mit dem Ziel, durch neue Technologien Werte zu schaffen für optimierte Abläufe, zufriedenere Mitarbeitende und erhöhte Wettbewerbsfähigkeit. „KI ist kein Selbstläufer. Essenziell ist es, sich offensiv mit Tools und Methoden auseinanderzusetzen, ihren Nutzen kritisch zu hinterfragen und sie dort einzusetzen, wo sie echten Mehrwert generieren“, fasst der Experte zusammen.


Gerald Reiner
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