BVL Interview kurz nachgefragt: „Hafen Wien erfolgreich trotz Corona nachhaltig voll im Einsatz“

Die BVL Bundesvereinigung Logistik Österreich hat mittlerweile vor gut neun Jahren im neuen Heimathafen am Wiener Hafen fest gemacht. Dadurch ist die BVL Österreich hautnah am Puls dieser nachhaltigen, hoch kompetenten Logistikdrehscheibe im Herzen der Bundeshauptstadt. Diese besondere Verbundenheit zeitigt ein überaus vitales Interesse an innovativen Projekten der einzelnen Standorte und ganz speziell während dieser durch Corona bewegten Umstände. Um noch mehr zu wissen hat die BVL einfach kurz nachgefragt und recht spontan dieses Interview mit Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin Hafen Wien und Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer Hafen Wien, geführt:

BVL: Die Corona-Krise hat uns auch weiterhin fest im Griff. Die Herausforderungen für die Logistik während der Corona-Krise sind nicht nur ökonomisch vielfältig. Wie bewältigt der Hafen Wien diese letztlich teilweise disruptive Situation und welche zusätzlichen Hürden gibt es für diesen systemrelevanten Versorgungsknotenpunkt?

Lehr: Die corona-bedingten Wirtschaftsverwerfungswellen sind auch über den Hafen Wien gezogen. Jedoch haben sie bei uns nichts aus den Fundamenten gehoben, wie das beispielsweise im Kultur- oder Freizeitbereich der Fall war. Dies hat unter anderem den Grund, dass der Hafen Wien während der gesamten Corona-Krise durchgehend in Betrieb war und ist. Als leistungsstarker Partner sichern wir auch damit für Wien sowie natürlich Österreich beispielsweise die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Wie uns diese Krise schlussendlich tatsächlich beeinträchtigt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Wir sind jedoch dank sehr guter Ergebnisse aus den letzten Jahren passend gerüstet und sind stolz, logistisch zur Systemaufrechterhaltung beizutragen. Den bewährten Weg aus wirtschaftlichem Erfolg gepaart mit zukunftsorientierter Handlungsweise wollen wir konsequent fortführen. An dieser Stelle gerne noch ein Dank an die guten Partner und Kundinnen über die wir uns als Hafen Wien freuen dürfen.

BVL: Sie sprechen hier vor allem die notwendige Versorgungssicherheit an. Kürzlich startete diesbezüglich ein neues Projekt des Hafen Wien um als relevanter Infrastrukturbetrieb diese Versorgungslage der Stadt durch Hochwasserschutz begleitend zu gewährleisten, nämlich durch den Bau des Hafentors Albern. Inwiefern können Hafen samt Infrastruktur von diesem Vorhaben profitieren?

Lehr: In erster Linie soll dadurch künftig auch bei Hochwasser ein ungestörter Betrieb im Hafen Albern gewährleistet sein. In den vergangenen zehn Jahren wurde der Ausbau des Hafen Wien grundsätzlich intensiv vorangetrieben und man hat unter anderem gemeinsam mit der Stadt Wien etwa 200 Mio. Euro investiert. Aktuell steht der Bau dieses Hafentors um 22 Mio. Euro im Fokus. Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein, um den Hafen als Logistikdrehscheibe auch weiterhin nachhaltig aufzuwerten, und um zukünftig im Falle eines Hochwassers einen reibungslosen Warenumschlag im Hafen Albern zu ermöglichen. Das Hafentor wird nach dem Prinzip eines Schiebetores funktionieren: Bevor ein aufkommendes Hochwasser die Wiener Stadtgrenze erreichen kann, wird das Hafentor geschlossen. Nicht nur der Hafen Wien selbst profitiert von dieser wichtigen Investition, sondern auch mehrere Unternehmen mit weit über 100 Beschäftigten. Bis Ende Jänner 2022 soll der Bau dieser durchaus innovativen Toranlage planmäßig abgeschlossen sein.

BVL: Ein weiterer Beitrag zur Systemaufrechterhaltung im Laufe der Corona-Pandemie ist natürlich auch die essentiell erforderliche Schiffbarkeit, welche die Position des Hafen Wien als topfunktionalen Versorgungsknotenpunkt noch einmal deutlich unterstreicht. Wie kann man in diesem Zusammenhang einen reibungslosen Ablauf garantieren, speziell bezogen auf die kalte Jahreszeit?

Pulker-Rohrhofer: Selbst in der Corona-Pandemie muss der Hafen Wien nicht nur für Güter, die per Schiene oder LKW hier umschlagen werden, sondern ebenso für die Schifffahrt offen sein und fungiert als leistungsstarke Schnittstelle internationaler Handels- und Transportwerge. Dazu zählt auch ab der kommenden Jahreszeit die wichtige Rolle des Hafen Freudenau als Schutz- und Winterhafen. Bereits bei geringen Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts könnten die Fahrrinnen der Hafenbecken sogar innerhalb eines Tages zufrieren. Mithilfe des langjährig bewährten Betriebsschiffes der „MS Eisvogel“ bleiben die Rinnen offen und die Schiffe sind sicher. Mit 80 Tonnen Gesamtgewicht werden Eisplatten rasch zum Brechen gebracht, damit Schiffe von eventuellen Schäden des gefährlichen Eisdrucks verschont sind. Daraus resultiert nicht zuletzt die hohe Standortqualität des Hafen Wien, sondern auch die Verlässlichkeit für die angesiedelten Unternehmenspartner zur Belebung der vielschichtigen Geschäftszweige.

BVL: Auch in punkto Nachhaltigkeit ist der Hafen Wien bereits ganz vorne dabei. Immer mehr „grüne“ Projekte starten und trotz Corona brummt es in verschiedenen Wirtschaftsfeldern. Wie kann man aus Ihrer Sicht eine gewachsene Infrastruktur für 365 Tage im Jahr am besten mit Nachhaltigkeit und umweltfreundlichen Vorhaben innovativ kombinieren?

Pulker-Rohrhofer: Wir rüsten den Hafen Wien konsequent und nachhaltig für die Zukunft – so investieren wir weiter kraftvoll in die Infrastruktur vor Ort beispielsweise topaktuell in das schon erwähnte neue Hochwasserschutztor Albern. Neue Akzente sollen im Umwelt- und Klimaschutz gesetzt werden. Bereits seit 2018 deckt der gesamte Containerterminal 100% des eigenen Energiebedarfs aus Wasserkraft, also „grüner“ Strom als positives Signal in den diversen Transportketten. Außerdem werden dadurch rund 160 Tonnen CO2 pro Jahr in Wien eingespart. Auch deshalb möchten wir, wie schon im Vorjahr, auf ein deutliches Wachstum im Containerbereich fokussieren. Zusätzlich etabliert sich im Bereich der Immobilien die Nachhaltigkeit als essentieller Faktor: In Kooperation mit Wien Energie konnte kürzlich im hafeneigenen HQ7-Gewerbeareal bereits unsere zweite Photovoltaikanlage errichtet werden. Die Jahreserzeugung dieser Anlage von etwa 290.000 Kilowattstunden bedeutet, gut ein Fünftel des Strombedarfs aus Sonnenenergie direkt zu decken. Diese positiven Entwicklungen freuen uns sehr und lassen uns gespannt und vorbereitet in die Zukunft blicken!

Die BVL Österreich dankt für diese spannenden Ein- und Ausblicke trotz intensiver Jahresabschlusszeit. Die Fortschrittlichkeit des Hafen Wien als logistisches Zentrum der Bundeshauptstadt wird somit erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


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