Ultra, Frisch, Fordernd sind gute Prognosen in der kulinarischen Logistik

Die Logistik für Lebensmittel ist ultrafrisch und ultrafordernd. Am Beispiel des Start-Ups Schrankerl soll überprüft werden, warum treffende Forecasts auch in der modernen Verpflegung am Arbeitsplatz genauso essenziell wie komplex sind.

Die logistischen Abläufe rund um ultrafrische Lebensmittel sind eine Herausforderung. Extrem kurze Haltbarkeiten der Waren machen durchdachte Just In Time-Konzepte mit möglichst kurzer Spanne zwischen Produktion, Lieferung und Konsum unumgänglich. Schwankungen in der Auftragslage sind aufgrund des sportlichen Planungshorizonts nur schwer auszugleichen, die gesetzlichen Bestimmungen strikt. Eine möglichst treffende Voraussage der Nachfrage ist daher ausschlaggebend für ökologischen und ökonomischen Erfolg. Stephan Haymerle und Sara Mari, Founder von Schrankerl, zeigen auf, wie trotz eng gesteckter Rahmenbedingungen kulinarische Vielfalt Einzug in den urbanen Büroalltag halten kann.

Nie mehr „hangry“ *

Außerhalb Österreichs befinden sie sich bereits im Aufschwung: Smart Fridges, wie das Schrankerl. Die intelligenten Kühlschränke versorgen Mitarbeitende rund um die Uhr mit knackigem gesundem Essen und sollen so für mehr Produktivität plus Motivation sorgen. Zugang sowie Abrechnung erfolgen meist über eine Handy-App, der Kühlschrank wird nach Bedarf einfach neu befüllt.

Doch Geschmäcker sind verschieden, es gibt Frühstücker, Langarbeitende, ganztägig Snack-Suchende. Die Konsumzeiten im beruflichen Umfeld verteilen sich über den ganzen Tag, Vorbestellungen sind für viele – auch bei häufigen Wechseln ins Home Office – ein lästiges Übel und neben trendy muss die Food-Auswahl natürlich abwechslungsreich sein. Eine denkbar komplexe Aufgabe der Beschaffungs- samt Distributionslogistik, wie Stephan Haymerle schildert: „Vielfalt, Hochwertigkeit und Frische stellen hohe Ansprüche an die betrieblichen Abläufe, machen aber den entscheidenden Unterschied.“

Gut geplant ist halb gewonnen

Die Bedeutung von treffsicheren Forecasts hat Schrankerl sehr früh erkannt. In wertvoller Kooperation mit der Technischen Universität Wien entwickeln sie daher ein Modell, das auf Basis historischer Daten die zukünftige Nachfrage ermitteln soll.

Deshalb werden Konsuminformationen über die App unter Einhaltung des Datenschutzes anonymisiert gesammelt und ausgewertet. An- oder Abwesenheitszeiten der Verbraucher sollen durch die Integration allgemeiner Urlaubsperioden nebst individueller Urlaubspläne in den Forecast einfließen. Zusätzlich werden jahreszeitbedingte Unterschiede in den Verbrauchspräferenzen sowie klimaabhängige Faktoren wie Wetter und Außentemperatur miteinbezogen. Durch eine umfassende Nutzung der Daten sollen zukünftige Bedarfe und die daraus resultierenden logistischen Ströme bestmöglich abgeleitet werden. Das Forecast-System soll nicht nur Daten bereitstellen, sondern ergänzend bei der Ressourcenplanung unterstützen sowie Bestellprozesse begleiten. Unter Umständen können Bestellungen dann direkt aus dem System verschickt werden.

Nachhaltig muss es sein

Um neben der Wirtschaftlichkeit eine langfristig positive Prognose zugunsten Smart Fridges stellen zu können, spielt zusätzlich der Nachhaltigkeitsgedanke eine entscheidende Rolle. Um den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln sicherzustellen, setzt Schrankerl unter anderem auf eine regionale Supply Chain, spendet Speisen, die nicht entnommen wurden und belohnt partnerschaftlich für die Unterstützung bei der genauen Bedarfsplanung. So soll Food Waste effektiv vorgebeugt und der ultrafrischen Bürokulinarik der Weg weiter geebnet werden.

*„hangry“ setzt sich aus den englischen Begriffen für hungrig (hungry) plus schlecht gelaunt (angry) zusammen. Es beschreibt mit einem Augenzwinkern den Zustand der Unzufriedenheit durch zu wenig oder nicht bekömmliches Essen.

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