Vorreiter im Vorzimmer

„Gekommen, um zu bleiben“ ist das Motto der Hochkonjunktur im elektronischen Handel. Diese kann auch ein Nährboden für innovative Ansätze auf der Last Mile der Paketzustellung sein, wie Kathrin Schrammel von der Österreichischen Post berichtet.

Das gesamte Paketvolumen in Österreich stieg 2020 im Vergleich zum Vorjahr von 246 Millionen auf 287 Millionen Pakete beziehungsweise um 16,7 % (Quelle: Studie Kreutzer, Fischer und Partner 2021). Ein Trend, großteils bedingt durch das Wachstum des E-Commerce, der speziell auf der Last Mile zum Kunden logistisch spürbar ist. Wie die Paketzustellung zusätzlich zu den bestehenden Möglichkeiten bald noch einen Schritt weiter gehen könnte, nehmen wir mit Kathrin Schrammel von der Österreichischen Post unter die Lupe.

Mit der Tür ins Haus

Üblicherweise beschreibt die Last Mile in der Logistik die letzte Strecke des Warentransports bis vor die Haustür des Kunden. Zukünftig könnte der Lieferweg aber auch bis hinter die Haus- beziehungsweise Wohnungstür reichen. Denn die Österreichische Post testet eine innovative Form der Paketlieferung: Die Vorzimmer-Zustellung. Der Empfänger stattet seine Türe dazu mit einem Smart Lock aus und vergibt dem Stammzusteller aktiv die Berechtigung zur Öffnung. Eine Bodenmatte im Vorzimmer markiert den Platz, an dem das Paket deponiert werden soll. Optional haben Kunden die Möglichkeit, diesen Vorgang live oder im Nachhinein per Video zu verfolgen. Pakete werden so in Abwesenheit des Empfängers direkt in dessen Räumlichkeiten gebracht. Diese Lösung ist auch für Kleinbetriebe, speziell während Homeoffice-Phasen, realisierbar.

Kathrin Schrammel

Im guten Mix zum Fortschritt

Die Paketauslieferung ist bereits heute ein weitgehend digitaler Prozess. Zusteller sind über handliche Taschencomputer in Interaktion mit den Empfängern und erhalten laufend Informationen. Die Einbindung weiterer technischer Komponenten lag somit ein Stück weit auf der Hand, ist in der Umsetzung durchaus komplex. „Die besondere Herausforderung war, diese neue Art der Zustellung in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern in die bestehenden logistischen Prozesse einzubinden“, schildert Kathrin Schrammel. Denn nur durch die Nutzung existierender Strukturen wie beispielsweise das Beibehalten der regulären Tourenplanung profitieren sowohl Versender als auch als Empfänger maximal.

Tried and tested

Neue Ansätze im Verteilprozess verlangen nach Prüfung deren Praktikabilität, um das Angebot passgenau auf die Bedürfnisse der Zielgruppen zuzuschneiden. Die Österreichische Post setzt auf umfassendes Feedback aus der Praxis während der momentanen Testphase der Vorzimmer-Zustellung. Das Einholen technischer sowie persönlicher Erfahrungen soll zeigen, ob Adaptionen oder Erweiterungen der Prozesse im Hintergrund erforderlich werden.

Erfolg durch Komfort

Für den Kunden möglichst schnelle und komfortable Arten des Paketempfangs anzubieten, kann bereits heute im elektronischen Handel ein Wettbewerbsvorteil zugunsten von Unternehmen sein. Der Aufschwung im E-Commerce scheint jedenfalls kein kurzfristiges Phänomen, sondern der langfristig prägende Begleiter der Logistik zu sein. Die weitere Erhöhung der Zustellquote beim ersten Versuch birgt somit Chancen zum Aufbau sowie Erhalt optimaler Kundenbeziehungen, auch unter den an Bedeutung zulegenden Nachhaltigkeitsaspekten. „In Zukunft wird ein angenehmes Liefererlebnis noch entscheidender sein für eine hohe Zahl an Wiederbestellungen“, ist Kathrin Schrammel überzeugt.

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