New Work Now durch agile Transformation in der Logistik

Traditioneller Sektor = starre Strukturen und Prozesse? Nicht zwangsläufig! Wie die spannende Reise in neue Arbeitswelten außerdem Denkweisen im Handel agil gelingen kann, zeigt das Beispiel Frankstahl in der Praxis.

Die Logistik fungiert in einem äußerst volatilen Umfeld. Wirtschaftliche und politische Veränderungen wirken sich prompt meist deutlich spürbar aus, weshalb es umso essenzieller ist, adäquat aufgrund jeweils neuer Rahmenbedingungen sowie der hohen Dynamik zu agieren. Agile Transformation gilt als probates Mittel, um einen ganzheitlichen Wandlungsprozess anzustoßen, der Unternehmen auch des Handels für zukünftige Herausforderungen rüstet. Roman Divoky, Logistikleiter bei Frankstahl, schildert seine Praxiserfahrungen mit diesem innovativen Denkansatz.

In den Kinderschuhen

Agile Ansätze stecken in gewissen Feldern der Logistik noch in der Erprobungsphase und durchdringen außerdem andere Bereiche erst verhalten. Nicht weiter verwunderlich, denn bestehende Strukturen nebst Methoden werden grundlegend infrage gestellt, Arbeitsweisen revolutioniert sowie die Firmenkultur einem wesentlichen Umbruch unterzogen. Der Begriff New Work umfasst dieses Leitbild, das die Steigerung der Produktivität durch Motivation zusammenfasst. Selbst innovative Unternehmen stehen der Realisierung dieser disruptiven Gestaltung der Berufswelt angesichts der umfassenden Neuerungen aber oft noch vorsichtig gegenüber.

Mehrwert über den Tellerrand hinaus

In der Praxisverlangt die agile Transformation einen weitschweifenden Blick jenseits der Grenzen einzelner Abteilungen oder Ebenen. Smart umgesetzt bietet sie jedoch Chancen, durch das hohe Maß an Flexibilität den Anforderungen der modernen Geschäftswelt noch besser gerecht zu werden. Gerade im B2B-Handel ist das dynamische Agieren mit Veränderungen entscheidend, um kundenorientiert den beständigen Fluss der Güter samt Optimierung der Supply Chain sicherzustellen. Einsetzbar ist dieses Modell auf Prozess-, Struktur- und Kulturebene in allen Bereichen des Unternehmens, interdisziplinäre Zielsetzungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Schnellere (Re)Aktion auf Veränderungen
  • Verbesserung der Kommunikation nach innen und außen
  • Stärkung der Eigenverantwortung der Mitarbeitenden
  • Mehr Innovationskraft durch selbstständiges Tun
  • Entwicklung einer selbstlernenden Organisation
  • Etablierung einer modernen Firmenkultur
  • Steigerung der Attraktivität als Dienstgeber
Roman Divoky
Katharina Axmann Photography

Spirit, der mitreißt

Als Fallbeispiel für gelungene agile Transformation in der Logistik gilt Frankstahl. 2019 erkannte Roman Divoky zunehmend Handlungsbedarf, er sah das größte Potenzial in den Frankstahlern und stellte sie in den Mittelpunkt seiner Überlegungen: „Die Mitarbeitenden wurden zwar geführt, aufgrund der vielen Hierarchieebenen gab es aber fast keine persönliche Ansprache mehr“, berichtet Roman Divoky. Diese Erkenntnis mündete in die Entwicklung eines gesamtheitlichen Konzepts, das die Logistik des Hauses gehörig auf den Kopf stellte.

Von Stand Ups und Sit Downs

Offenheit nebst Transparenz waren die Schlüsselbegriffe im Streben nach mehr Mitarbeitermotivation, schnellere Umsetzung von Kundenwünschen plus einer grundsätzlichen Wandlung des Berufsumfelds. Das Infragestellen bestehender Strukturen führte zu flachen Hierarchien und der Verwendung der Du-Form, um die Kollaboration auf Augenhöhe zu untermauern. Statt Führungskräften im Stile eines Top Down wirken nun Coaches, die Mitarbeitende zu Eigenverantwortlichkeit nebst Selbstständigkeit geleiten. In enger Abstimmung mit dem jeweiligen Team fungiert die Belegschaft örtlich plus zeitlich flexibel, fixe Kernzeiten wurden abgeschafft. Stetige durchgängige Kommunikation fördert die Identifikation der Belegschaft mit der agilen Vision, tägliche Stand Ups oder virtuelle Sit Downs schaffen zusätzlich Transparenz auf operativer Ebene. Statt in klassischen Arbeitsplätzen wird in Rollen, Verantwortlichkeiten und Qualifikationsbausteinen gedacht, um Teams möglichst flexibel sowie ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen.

Learning by Doing

Mittlerweile werden beim Handelshaus knapp 100 Mitarbeitende agil geführt. Den Weg nach New Work einzuschlagen braucht Mut, bereitet allerdings optimal vor hinsichtlich der sich schnell verändernde Umwelt, ist Roman Divoky überzeugt. Seine Empfehlung: Bereiche auch in der Logistik integrierter betrachten, die Praxistauglichkeit solcher Wege im eigenen Unternehmen in kleinem Umfang erproben, dann gegebenenfalls weiter ausrollen.

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