BVL Interview kurz nachgefragt: „Hafen Wien in der Nachhaltigkeit ganz vorne dabei“

Die BVL Bundesvereinigung Logistik Österreich hat mittlerweile vor gut 10 Jahren im neuen Heimathafen am Wiener Hafen fest gemacht. Dadurch ist die BVL Österreich direkt am Puls dieser nachhaltigen, hoch kompetenten Logistikdrehscheibe im Herzen der Bundeshauptstadt. Diese besondere Verbundenheit zeitigt ein überaus profundes Interesse an innovativen Projekten der einzelnen Standorte und ganz essentiell während dieser durch Corona bewegten Umstände. Um noch mehr zu wissen hat die BVL einfach kurz nachgefragt und ziemlich spontan dieses Interview mit Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin Hafen Wien und Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer Hafen Wien, geführt:

BVL: Der Hafen Wien setzt bekanntlich auf spannende Projekte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Unter anderem unterstützt dieses Leitunternehmen auch das Stadtimkerprojekt und bietet für Bienenvölker einen fruchtbaren Hafen. Inwiefern trägt dieses Projekt aus Ihrer Sicht zur Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie des Hauses bei?

Pulker-Rohrhofer: Wir stellen seit über 10 Jahren dem Stadtimkerprojekt ausgesuchte Teile der Gesamtfläche von knapp drei Millionen Quadratmetern zur Verfügung. Die insgesamt 10 Bienenstöcke mit rund 800.000 fleißigen Bienen sind ein essentieller Beitrag zur Nachhaltigkeit. Dadurch wird nicht nur der Schutz, sondern auch vor allem der Fortbestand der Bienen garantiert. Trotz des verregneten Frühlings heuer konnten wir jetzt schon eine bedeutende Menge an Biohonig ernten. Im Jahr 2021 wurde insgesamt die stolze Menge zwischen 180 und 260 Kilogramm naturbelassener Honig produziert. Es wäre sogar durchaus möglich gewesen, einen höheren Ertrag zu ernten. Die Bienen sind für uns eine ideale Belebung im Sinne der Nachhaltigkeit und natürlich außerordentlich wichtig für das gesamte Ökosystem.

BVL: Die Nachhaltigkeit etabliert sich zudem im Bereich der Immobilien als deutlich essentieller Faktor. Bereits letztes Jahr konnte in Kooperation mit Wien Energie im hafeneigenen Gewerbeareal HQ7 auf einem bestehenden Gebäude eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Sind in diesem Geschäftsfeld weitere Initiativen geplant?

Lehr: Neben der Wasserkraft setzen wir klar auf Sonnenenergie in der sauberen Stromgewinnung. Mit einer Jahreserzeugung von rund 290.000 Kilowattstunden wird etwa ein Fünftel des Strombedarfs aus Sonnenergie direkt gedeckt. Die 1.066 Solarmodule auf einer Fläche von gut 5.500 Quadratmetern könnten umgerechnet 110 Wiener Haushalte ein ganzes Jahr mit Grünstrom versorgen. Dies ist für uns ein sehr wichtiger Schritt in Richtung der Green Logistics. Außer den zwei bereits in Betrieb befindlichen Photovoltaikanlagen im Hafen Freudenau und dem Gewerbeareal HQ7 ist aktuell bereits eine weitere in Bau. Darüber freuen wir uns natürlich ganz besonders, denn nachhaltiges Wirtschaften und die Umsetzung der dazu notwenigen Maßnahmen haben in unserem Ausbauprogramm einen relevanten Stellenwert. Es geht für uns vor allem darum, ökonomische, ökologische und soziale Aspekte zu vereinen.

BVL: Auch das „Grüne“ Containerterminal der WienCont, eine Tochtergesellschaft des Hafen Wien, am Standort Freudenau zählt zu diesen nachhaltigen Projekten. Wodurch vereint das Terminal dessen Umweltfreundlichkeit nebst Wirtschaftlichkeit und nimmt somit eine Vorreiterrolle in der Nachhaltigkeit ein?

Pulker-Rohrhofer: Das Containerterminal wird zu 100% mit „Grüner“ Energie aus Wasserkraft versorgt. Bei einem Äquivalent des durchschnittlichen Jahresverbrauches von etwa 300 Einfamilienhäusern werden somit circa 160 Tonnen CO2 per anno eingespart. Unter anderem deshalb möchten wir uns auch weiterhin auf ein deutliches Wachstum im Containerbereich fokussieren. Zusätzliche Maßnahmen inkludieren die Erstellung einer CO2-Bilanz sowie die Evaluierung der am Standort produzierten vorgelagerten Emissionen. Ebenso die Möglichkeiten der Neutralisierung vor Ort ausgestoßener Treibhausgase werden geprüft. Auch zukünftig werden wir uns dafür einsetzen, umweltschonende Initiativen hinsichtlich wirtschaftlicher Überlegungen prinzipiell miteinzubeziehen. Den ökologischen Fußabdruck sowie Umwelt plus Gesellschafft haben wir bei allen Entscheidungen stets im Blick.

BVL: Die notwendige Versorgungssicherheit ist gerade in der derzeitigen Situation wegen Corona ein wesentliches Thema. Als größtes Logistikzentrum Ostösterreichs ist der Hafen Wien bedeutender Träger zur Systemaufrechterhaltung. Um als relevanter Infrastrukturbetrieb diese Versorgungslage der Region durch Hochwasserschutz begleitend zu gewährleisten, startete Anfang 2020 der Bau des Hafentors Albern. Liegen alle Vorhaben dieses größeren Unterfangens weiterhin im ambitionierten Plan?

Lehr: Die Arbeiten am Projekt „Wasserdicht“ schreiten zügig voran. Eben bereits 2020 erfolgte der Spatenstich und erst kürzlich hat der stählerne Koloss, das Hafentor, im Areal Albern Einzug gehalten, um den internationalen Warenverkehr sozusagen in trockenen Tüchern zu sichern. Dieser stählerne Koloss wiegt insgesamt 250 Tonnen – das könnte man gut mit dem Gewicht von 4 Blauwalen gleichsetzen – ist 30 Meter lang und knapp 14 Meter hoch. Um dem enormen Druck standzuhalten hat der Stahlkörper eine Stärke von 2,1 Metern und entspricht der Höhe eines 3-stöckigen Gebäudes. Ohne Hafentor und ohne Abdichtung des Dammes würde bei einer Naturkatastrophe das Areal bis zu drei Meter unter Wasser stehen. Die Arbeiten im Alberner Hafenbecken laufen noch ungefähr bis Mai 2022. Wir möchten mit der Fertigstellung dieses Projekts gewährleisten, dass auch künftig bei Naturgewalten ein ungestörter Warenumschlag auf dem Areal stattfindet. Unser Ziel ist es, den Hafen Wien als Anknüpfungspunkt zum transeuropäischen Verkehrsnetz weiter aufzuwerten und somit einen wichtigen Schritt zur Sicherstellung des internationalen Warenflusses zu setzen.

Die BVL Österreich dankt für diese kurzfristig ermöglicht spannenden Einblicke sowie Ausblicke trotz intensiver Jahresabschlusszeit. Die Innovationskraft des Hafen Wien als logistisches Zentrum der Bundeshauptstadt wird somit als nachhaltig orientiert klar unter Beweis gestellt.

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