Was steht eigentlich vor der Resilienz? Die qualitative Prognose von Krisen. Sicherheitsexperte Peter Trost gibt Einblicke, wie die Beachtung von schwarzen Schwänen und Vogelstraußen zu möglichst sicheren Supply Chains beiträgt.
Das kann nicht passieren, das wird nicht passieren, das ist doch viel zu weit weg. Ausflüchte, um sich potenziell problematischer Sachverhalte nicht stellen zu müssen, gibt es viele. Sich in solch volatilen Zeiten wie aktuell mit Krisen Just In Time zu beschäftigen ist jedoch definitiv zu spät, weiß Peter Trost, Analyst im Krisen-, Risiko- und Sicherheitsbereich. Verstärkt in den Fokus rücken und das Business Continuity Management ergänzen muss daher die Betrachtung der oft langen Zeitspanne vor dem Eintritt einer Krise.
Stets im Blick
Per Definition sind Krisen Höhe- oder Wendepunkt einer problematischen Entwicklung, die ohne entsprechende Gegenmaßnahmen zur Katastrophe werden können. In dieser Definition findet sich bereits die Basis eines interessanten Lösungsansatzes für mehr Resilienz. Denn der Krise geht eben eine Entwicklung voran, die schon frühzeitig beobachtet und analysiert werden kann. Es bietet sich Unternehmen daher die Chance, problematische Tendenzen durch qualitative Prognose im eigenen Umfeld nicht zur Krise ausarten zu lassen. Essenziell ist es, beginnend von oberster Management-Ebene, das Bewusstsein für die Bedeutung fundierter Prognosen zu schaffen. Dies umfasst die Bereitstellung spezialisierter Kapazitäten und Fähigkeiten, In-House, extern oder in Kombination. Dies erfordert klar personelle sowie finanzielle Aufwände, die jedoch in keinem Verhältnis zu den Opportunitätskosten eines Produktions- oder Lieferkettenausfalls stehen.
Vorsorge vor Nachsorge
Globale Krisen sind per se durch einzelne Individuen, Unternehmen oder Organisationen nicht abwendbar. Der Fokus sollte primär auf dem Entwicklungsprozess, welcher zur Krise führen kann, liegen, nicht ausschließlich auf der Eliminierung der negativen Auswirkungen. Entscheidend ist daher, die zur Krise führenden Entwicklungen intensiv zu beobachten, um eine mögliche Krise qualitativ prognostizieren zu können. Gesammelte Informationen, also die sogenannten Fakten, sollten eingehend analysiert, beurteilt und bewertet werden, um ein klares Lagebild zu erhalten. Mit diesem Wissen können folglich frühzeitig Gegenmaßnahmen definiert und implementiert werden, um unternehmensspezifisch kritische Bereiche abzusichern, „Bottlenecks“ offen zu halten oder Parallelstrukturen als Reserve zu etablieren. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und in der richtigen Intensität eingesetzte Maßnahmen spielen daher eine tragende Rolle im optimalen Krisenmanagement.
Hinsehen, analysieren, agieren
Die Gesamtgesellschaft – sowohl Individuen privat als auch im speziellen Unternehmen – ist jedenfalls mehr denn je gefordert, ihre Resilienz zu erhöhen. „Der Blick in die nächsten drei bis fünf Jahre zeigt, dass die Herausforderungen nicht weniger werden und wir unseren Betrachtungshorizont intensiv erweitern müssen“, so Peter Trost. Ans Herz legt der Sicherheitsexperte daher, nichts auszuschließen und den Kopf niemals à la Vogelstrauß in den Sand zu stecken. Es gilt außerdem, gemäß der Black-Swan-Theorie, auch wenig wahrscheinliche Ereignisse mit großen Auswirkungen in Betracht zu ziehen und sich gezielt damit zu beschäftigen.