Bühne frei für vorurteilsfreie Inklusion, buntes Miteinander und berührende Aufführungen im Theater Delphin. Dass Logistik auch hier hinter den Kulissen eine entscheidende Rolle spielt, erzählt spannend Intendantin Gabriele Weber.
Ein Theaterbesuch ist ein geradezu magisches Erlebnis. Es regt die Fantasie sowie das Nachdenken an und entführt in andere Welten. Ganz besonders im Inklusionstheater Delphin in Wien. Um diese zu erschaffen, steht das Theater-Team vor alltäglichen Herausforderungen, die durchaus an logistische Themen geknüpft sind: äußerst begrenzte Ressourcen, Personalmangel, stockende Informationsflüsse. Um mit überschaubaren Mitteln Großes auf die Beine zu stellen, ist laut Intendantin Gabriele Weber Kreativität plus Improvisation gefragt – auf genauso wie hinter der Bühne.
Zusammen Theater machen
Produktion, Kostüm, Bühnenbild, Grafik, vieles mehr: Sämtliche Fäden für die vier Produktionsgruppen Musiktheater, Fantasy, Märchen und Ensemble in der Hand zu behalten, ist eine logistische Meisterleistung. Im Schnitt benötigten Planung plus Produktion eines Stückes ein dreiviertel Jahr. Bereits im Frühsommer startet die Ideenfindung für die Stücke des nächsten Jahres, zwischen September und Mai findet die konkrete Umsetzung statt. Schon das für die Aufführungen benötigte Material vom 23. Bezirk ins Theater im Wiener City Center zu transportieren, ist eine Challenge. Nach 24 Jahren Theaterbetrieb ist das dortige Lager prall gefüllt mit einem riesigen Fundus an mehr oder weniger sperrigen Gegenständen: von der Couch über Bühnenbilder bis hin zum alten Krankenbett. Sie alle gelangen ausschließlich durch das Privatauto, Muskelkraft, persönlichen Einsatz nebst Flexibilität an den Ort des Geschehens. Aus alten Dingen Neues zu machen, ist für das Theater Delphin im Sinne der Nachhaltigkeit selbstverständlich.
On The Road
Dass Schauspieler mit als auch ohne Beeinträchtigung die Stücke zum Leben erwecken, stellen die bereits anspruchsvolle Logistik zusätzlich vor Challenges. Denn vor allem in der Personenbeförderung besteht bei der Zugänglichkeit noch beträchtlich Luft nach oben. Mit einem E-Rollstuhl bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen, ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Ein nicht funktionierender Aufzug kann ohne Alternativen zum unüberwindbaren Hindernis werden. „Wir als Gesellschaft denken, wir wären bereits divers und inklusiv. Dass dem nicht so ist, spüren wir im Theater Delphin täglich. Beim Thema Barrierefreiheit, auf dem Arbeitsmarkt, in Kunst und Kultur“, so Gabriele Weber.
Über Theater Delphin
Der Verein Theater Delphin wurde 1998 von Gabriele Weber, selbst Mutter eines geistig und körperlich behinderten Sohnes, gegründet. Heute ist es nicht mehr nur ein Ort des inklusiven Amateurtheaters. Mit einem größtenteils ehrenamtlichen Team von 10 – 15 Mitgliedern sowie freiwilligen Helfern werden mittlerweile professionelle Stücke konzipiert und aufgeführt. Theater Delphin setzt sich aktiv dafür ein, Stereotypen jeglicher entgegenzuwirken, die gesellschaftliche Akzeptanz für Inklusionstheater zu steigern, Berührungsängste zu reduzieren sowie das diverse Miteinander zu fördern.