Was wäre wenn – Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet

Betriebliche Sustainability gewinnt zunehmend an Komplexität. Wie man kühlen Kopf bewahrt rund um Regulatorien, Technologien, Strategien, Diversität, Kooperation sowie die Kosten des Nichtstuns, weiß Andreas Lindinger.

Als enorm heterogener wettbewerbsintensiver Sektor benötigt die Logistik in der Nachhaltigkeit das enge Zusammenspiel aller Player entlang der Wertschöpfungskette sowie der Kunden, Politik plus Regulatorik. Besonders bewegt derzeit das Spannungsfeld zwischen dem volatilen Markt, der wirtschaftlichen Lage und der technologischen Entwicklung Richtung emissionsfreier Fahrzeuge. Ein komplexes Unterfangen, hier die ganzheitlich ökologische, ökonomische plus soziale Perspektive zu wahren. Andreas Lindinger, Senior Manager Sustainability Services und Verantwortlicher für das Thema Mobilität und Logistik bei EY denkstatt, unterstützt dabei, die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt im Blick zu behalten.

The Biggest Lever
Auch in der Logistik machen es die Regularien unabdingbar, sich mit dem Erreichen der Klimaziele intensiv zu befassen. Folglich stehen betriebliche Mobilitäts- und Logistikkonzepte, Emissionen von Fahrzeugen sowie die Fuhrparkgestaltung im Zentrum. Denn der größte Hebel in der Emissionsreduktion liegt in der nachhaltigen Umstellung der Transporte. Diese muss jedoch auch auftraggeberseitig durch die verladende Industrie nachgefragt und bezahlt werden. Besonders auf der Langstrecke sind die Ansätze noch ausbaufähig. HVO 100 beispielsweise fungiert als Brückentechnologie, die mengenbedingt allerdings keine Lösung für das Gesamtsystem darstellen kann. In der E-Mobilität beschäftigen weiterhin Netzkapazitäten, Fahrzeuge plus Ladeinfrastruktur sowie das Zusammenspiel der zwei letzteren.

Am Ball bleiben
Die Regulatorik in der Nachhaltigkeit ist von stetigen Veränderungen geprägt. Immer am aktuellen Stand zu sein ist daher genauso essenziell wie herausfordernd. Es empfiehlt sich, nicht abzuwarten, sondern proaktiv mit absehbaren Neuerungen umzugehen, Risiken abzuschätzen, in zukunftsfähige Datenmanagement- und Governance-Strukturen zu investieren sowie Chancen bestmöglich für die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells zu nutzen. Selbes gilt für die Technologien, die allesamt extremer Dynamik und raschen Entwicklungen unterliegen. Das Credo: Auf den Markt schauen, um nicht das Nachsehen zu haben. Zudem ist die ganzheitliche Betrachtung nötig, um auch Bereiche einzubeziehen, die noch nicht präsent im Fokus stehen. Angesichts des immer drastischer werdenden Fahrermangels und mangelnder Diversität in der Mobilität plus Logistik sollte die soziale Säule der Nachhaltigkeit stärker betrachtet werden. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die Wirtschaftlichkeit des Nichtstuns: Was würde es kosten, bestimmte Dinge nicht zu tun oder nicht zu betrachten? Im Falle der geschlechterbezogenen Diversität verzichtet die Logistik oft noch darauf, 50 % der Bevölkerung aktiv anzusprechen – eine fast schon fahrlässige Entscheidung, betont der Experte.

Andreas Lindinger

Immer bestens durchdacht
Wichtig ist, sich dem Thema Sustainability und Klimastrategie stets strategisch zu nähern: Ausmaß der Emissionen bestimmen, Fußabdruck berechnen, sinnvolle Klimaziele identifizieren, passende Maßnahmen ableiten. „Natürlich ist auch die Regulatorik entscheidend. Vor allen Dingen sollten Unternehmen dennoch ihren Fokus auf die Bereiche mit den wesentlichen Auswirkungen legen und den positiven Beitrag, den sie dort leisten können“, ist Andreas Lindinger überzeugt.

Ideelle Partner der Kompetenzvernetzung Österreichs im Sektor Logistik